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DAS PERFORMANCE THEATER
VON HUNGER&SEIDE
Die Münchner Performancegruppe HUNGER&SEIDE untersucht den urbanen Raum. Hier vernetzen sich die unterschiedlichsten Lebensentwürfe, gesellschaftliche Themen verdichten sich, Geschichte und Gegenwart verschränken sich in sozialen, politischen und performativen Topografien. HUNGER&SEIDE sucht nach den Knotenpunkten urbaner Realitäten und spürt Möglichkeiten auf, das Gewebe der Stadt und ihrer Bewohner sichtbar zu machen. Die Arbeit von HUNGER&SEIDE konzentriert sich dabei auf die Erschaffung eines DAZWISCHEN, eines offenen Raumes, in den hinein der Zuschauer assoziieren kann. Der Probenprozess versteht sich als Suchbewegung, bei der die unterschiedlichsten Arbeitstechniken in Form von Recherchen, Sammlungen und Diskussionen produktiv in Dialog treten. Mit Künstlern aus unterschiedlichen Sparten entwickelt HUNGER&SEIDE eine Parallelität verschiedener Erzählebenen und Darstellungsformen, die miteinander in Beziehung stehen: Die Textpakete von Judith Al Bakri verdichten sich mit persönlichen Erzählungen der Performer, den Kompositionen von Thomas Meadowcroft, choreografischen Elementen und unterschiedlichen Bildebenen zu einer offenen Frage, die sich an Performer und Zuschauer gleichermaßen richtet.

Mit dem Zyklus UNTERWELTEN / PARALLELWELTEN / SCHEINWELTEN / ZUKUNFTSWELTEN spannt HUNGER&SEIDE erstmals einen größeren thematischen Bogen. In der Kontinuität der gemeinsamen Arbeit konturiert sich ein gleichberechtigtes Ensemble, das seine Fragestellungen in einem Spannungsfeld zwischen vermeintlich banaler Alltäglichkeit und gesellschaftspolitischer Brisanz bearbeitet und auf diese Weise zu eigensinnigen und absurd-melancholischen Ausdrucksformen findet. Gesellschaft ist keine Abstraktion, die über dem Leben schwebt. Sie ist das, was die alltäglichste, die persönlichste Existenz bestimmt, besetzt, kolonisiert. In diesem Sinn arbeitet HUNGER&SEIDE jenseits eines rein voyeuristischen Blicks auf gesellschaftliche Phänomene und verhandelt diese dicht an den Realitäten des Publikums.

Judith Al Bakri und Jochen Strodthoff, die beiden Begründer von HUNGER&SEIDE, arbeiten mit einem festen Pool an Künstlern und Stabmitgliedern zusammen, der kontinuierlich erweitert wird: Philip Bergmann, Michael Bischoff, Stefanie Fleckenstein, Monica Gomis, Karnik Gregorian, Rainer Haustein, David Heiligers, Claudia Karpfinger, Martin Kindervater, Angelika Krautzberger, Thomas Meadowcroft, Alexander Riedel, Irene Rovan, Bettina Timm, Michael Wagner u.a.

HUNGER&SEIDE wird vom Kulturreferat der LH München, vom Fonds Darstellende Künste e.V. und vom Bezirk Oberbayern gefördert und arbeitet mit Theatern als Koproduzenten zusammen.

Mit dem Projekt TAXI, EIN TRIPTYCHON DER GEWALT wurde HUNGER&SEIDE 2009 für das Berliner Theatertreffen vorgeschlagen. 2011 waren HUNGER&SEIDE Artists in Residence in der Schwankhalle Bremen.


Text: Stefanie Fleckenstein / Judith Al Bakri, 2011